Liebe Männer,

ich lerne, Männergruppe macht  Weihnachtsfeier, bedeutet, es muss feucht sein,  es muss heiß sein, am Liebsten auch noch eng und womöglich dunkel.  Wie außergewöhnlich und somit wahrscheinlich ganz mein Fall. Auch wenn mir bei dem Gedanken, mich nach der Seife zu bücken, wenn Ringo hinter mir steht, ein wenig mulmig zu Mute ist. Ist doch viel besser als die stinknormale Leier, die mir zu Weihnachten für die Truppe vorschwebte:  Erst marmoriertes Koberind aus Japan,  mit altem Wein aus Frankreich im Jacobs an der Elbchaussee und danach, scharfe Nutten aus aller Welt im Relax am Pulverteich. Ich schäme mich meiner trivialen Überlegungen  und bin froh wieder bei euch zu sein, die ihr mich die wahre Lebensart lehrt. Also erübrigt es sich, noch einmal zu betonen: natürlich bin ich auch dafür, dass wir in Gebhards Sauna feiern!

Wenn, ja wenn…  Gebhard überhaupt noch im Lande ist. Es spricht einiges dafür, dass er seiner, wahrscheinlich wahren, Bestimmung gemäß , Weib und Kinder verlassen hat und in der Gegend rund um Neumünster den Lifestyle eines nordamerikanischen Hobos pflegt;  also das geworden ist, was wir alle immer sein wollten, es aber leider gründlich versiebt haben, nämlich FREI und UNABHÄNGIG zu sein.  Woher ich das weiß?  Also…

Als ich mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nachging, belastendes Material aus den Mülleimern der guten Bürgersleut von Hamburg-Groß Flottbek zu sammeln, fiel mir ein tränenverschmierter Brief auf dunkelgrau verholztem  Öko- Papier in die Hände, aus dem ich wie folgt zitiere:

„Liebe Christiane, liebe Kinder! Ich kann mein Leben nicht mehr mit euch teilen. Bitte vergebt mir, aber mir als Raupe,  ist das Leben unter euch Schmetterlingen einfach nicht mehr möglich. Ich lasse euch alle meine Sachen da, bis auf die Gitarre. Ich will euch nicht länger mit meiner völlig unzulänglichen Gegenwart belasten, ich werde euch nie vergessen, euer Gebhard.“

Zitat Ende. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob nicht auch Pete am Montag  fehlen wird.  Denn, dem diesen Bericht beiliegendem  Video-Dokument entnehme ich, das ALLE BEIDE, der eine als Vollhaariger, der andere als Neger nur unzureichend verkleidet, mittlerweile in der amerikanischen Provinz ihr (spätes) Glück gefunden haben. So unbeschwert und glücklich, weil  ohne einengende menschliche Beziehungen und  berufliche Zwänge, kann man den deutschen Mann normalerweise nicht erleben, wie uns ein Blick in den Spiegel beweist.  Man beachte auch die zurückhaltende Reaktion des Publikums, wenn nach der Mucke der Hut rum geht. Diese Männer brauchen sich nicht durch schnödes Eigentum verpflichten zu lassen! Sie haben ja einander und die Musik und den endlosen Himmel über sich; was wir Normalos nicht von uns sagen können.

Wider besseres Wissen, hoffe ich bis zuletzt, dass wir uns trotz o.g. erdrückender Beweise alle am Montag um 19:30 im Ohlenkamp wieder sehen werden.

Ich jedenfalls werde da sein und freue mich auf jeden von euch. Reinhard